Enemies to lovers?
Ich schreibe an einem neuen Roman, der – wie bei meinen anderen Geschichten – neben einer eher actiongetriebenen Handlung auch eine Lovestory enthält. Meine beiden Protagonisten stammen aus völlig verschiedenen gesellschaftlichen Milieus und sind (auf den ersten Blick) auch sehr unterschiedlich. Der eine ist betont fröhlich und locker, die andere harsch und konsequent. Sie mögen sich auf Anhieb nicht (oder?).
Mir macht es gerade unheimlich viel Spaß, diese Geschichte zu schreiben. Was sonst noch passiert, wie die Welt der beiden eingerichtet ist und welche äußeren Umstände ihnen riesige Felsbrocken in den Weg legen, verrate ich noch nicht. Es wird wohl noch etwas dauern, bevor das spruchreif ist.
Aber weil so oft von Buch-Tropes die Rede ist, hab ich mich gefragt: Zählt das schon zum „Enemies to Lovers“-Trope? Wie verfeindet müssen „Enemies“ sein?
Was sind Tropes?
Das Wort „Trope“ kommt eigentlich aus der Literaturwissenschaft und Philosophie, wo es Stilmittel klassifiziert. In der Online-Buch-Bubble wird es meiner Meinung nach breiter gefasst verstanden: als Themen-Kategorien, Motive und Handlungsmuster, die in Büchern (oder Filmen und Spielen) häufig auftauchen. Davon gibt es ganz viele, manche ganz übergeordnet und einige ganz speziell passend für Liebesgeschichten. Und mal ehrlich: Wer hat da nicht seine persönlichen Vorlieben und sucht gezielt nach ähnichen Büchern? Die Einteilung nach Tropes hilft dabei – und natürlich sind diese Geschichten deshalb trotzdem nicht alle gleich.
Was bedeutet „Enemies to Lovers“?
Mit „Enemies to Lovers“, wörtlich: Feinde zu Liebenden, labelt man Lovestorys, in denen sich die beiden Protagonisten erst einmal als Feinde gegenüberstehen, im Lauf des Buchs ihre Kontroversen aber überwinden und sich sogar verlieben. Neu ist das Konzept nicht, denn: Gegensätze ziehen sich an, oder? Was sich neckt, das liebt sich, nicht wahr? Und ohne Konflikte wäre es doch sowieso langweilig! Es gibt auch die Ableger „Rivals to Lovers“ und „Haters to Lovers“ und „Bully to Lover“.
Für meinen Geschmack darf man es mit dem Hass und der Feindschaft aber auch nicht übertreiben, denn irgendwann leidet die Glaubwürdigkeit darunter. Warum sollte sich eine Person von einer anderen angezogen fühlen, die sie aufs übelste beleidigt, ihr wehtut, sie mobbt oder sie kalt hintergeht? Da kann der oder die andere noch so toll aussehen, irgendwann dürfte eine Grenze überschritten sein. Zumindest im echten Leben …
Ich persönlich möchte den Begriff „Feind“ dabei etwas weiter fassen. Ein Gegenspieler, jemand, bei dem man aneckt, jemand Unverständliches. Darunter fallen auch Romeo und Julia-Geschichten von zweien, die zwar selbst nicht verfeindet sind, sich aber aufgrund der äußeren Umstände nicht lieben dürfen. Oder Geschichten von anfänglichen Missverständnissen, von dummen Entscheidungen und Falscheinschätzungen.
Wie seht ihr das? Wie viel Feindschaft gehört für euch zu diesem Trope? Muss es zum Kampf gegeneinander kommen – oder darf die „Feindschaft“ auch etwas moderater sein?